Bühl. Eingebettet in ein innovativ konzipiertes Event hat die Stadt am Donnerstag im Friedrichsbau den „Förderpreis Junges Handwerk“ verliehen: Das Rennen machten Zimmerer Ronald Wecker, Schreinerin Marie Techel und Konditorin Sophie Charlotte Grimmig. Der erste Preis war mit 3.000 Euro dotiert, gefolgt von 2.000 und 1.000 Euro jeweils für den zweiten und dritten Platz. Ein Sonderpreis über 500 Euro ging an Robel Mengisteab aus Eritrea.
Der Jury, der neben Oberbürgermeister Hubert Schnurr (Freie Wähler) und Wirtschaftsförderin Corina Bergmaier Vertreter verschiedener Institutionen sowie FDP-Stadtrat Lutz Jäckel als Ideengeber angehörten, war die Auswahl unter 14 Bewerbern nicht leicht gefallen, wie der OB einräumte. Das Ziel des Preises beschrieb er wie folgt: „Die Bekanntheit und das Prestige der Ausbildungsberufe im Handwerk erhöhen.“ 2019 sei er erstmals ausgelobt worden, um besonders begabte junge Handwerkerinnen und Handwerker zu fördern.
Als prominenten Unterstützer der Initiative nannte er den Europa-Park Rust, vertreten durch Emilie Guerne: Die Gewinner erhalten zusätzlich zum Preisgeld freien Eintritt für den Freizeitpark, gekoppelt an einen Blick hinter die (Handwerks-)Kulissen, beim Hauptpreis samt Übernachtung. Erstmals gab es zudem Pokale, entworfen von der Gewerbeschule und der Firma Selfmade 3D.
Die Laudatio hielt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Karlsruhe, Walter Bantleon. „Wir feiern heute junge Menschen, die Herausragendes geleistet haben“, sagte er. In Bühl gebe es engagierte Handwerker in 370 Betrieben, von denen viele fleißig ausbildeten. Aktuell seien 185 Lehrlinge gemeldet. Auch die Rahmenbedingungen stimmten, lobte er Stadtverwaltung und Schulleitungen. Das Handwerk gestalte Zukunft, von der Mobilität bis zum Wohnungsbau; demografischer Wandel und der Trend zur Akademisierung führten indes zu großem Fachkräftebedarf. „Hier muss ein Umdenken erfolgen.“
Bantleon skizzierte handwerkliche Vita, Erfolge und berufliche Ziele der Nominierten sowie ihr soziales Engagement, das in die Bewertung eingeflossen war. Ergänzend wurden dazu Kurzfilme eingespielt.
Die drittplatzierte Sophie Grimmig (23), die ihre Ausbildung bei der Konditorei Böckeler absolvierte, sei in ihrer Sparte Vize-Bundessiegerin, nächste Station sei die WM. Laut Ausbilder Fabian Böckeler verfüge sie über herausragendes handwerkliches Geschick und sei eine „absolute Teamplayerin“.
Die gleichaltrige Marie Techel (zweiter Platz), die ihre Lehre als Jahrgangsbeste abschloss, sei in der Karl Kern Bau- und Möbelschreinerei ausbildet worden und habe sich dem Betrieb zufolge „in der Männerwelt durch ihre freundliche Art und große Lernbereitschaft Respekt verschafft“. Dem erstplatzierten Ronald Wecker (24), ausgebildet im Holzbau-Atelier Spatzek, attestiere Betriebsinhaber Tobias Falk „eine außergewöhnliche Leidenschaft für seinen Beruf“; Wecker wolle seinen erfolgreichen Weg nun zum Meister und Restaurator fortsetzen.
Über Robel Mengisteab sprach Hans-Jörg Meier, Vorstandsmitglied der Volksbank Bühl. Mengisteab sei mit 18 Jahren geflüchtet und 2015 in Deutschland eingetroffen. Über ein Praktikum habe er die Firma Ganteführ Bäder-Heizung-Klima-Solar kennengelernt, die dem wissbegierigen Eritreer eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker ermöglicht habe. Mengisteab werde von der Bank für seinen „Mut und Einsatz“ mit einem Sonderpreis honoriert.
Zum federführend von Geraldine Rudolph von der Wirtschaftsförderung organisierten Festakt zählte ein lockeres Rahmenprogramm. Der Höhepunkt war dabei ein bewegender Vortrag der Wandergesellen Leonie und Jonas zum Thema „Traditionelle Walz – Wanderjahre im Handwerk“.
Die Förderpreis-Träger: Junghandwerker Sophie Grimmig, Ronald Wecker und Marie Techel (von links). Einen Sonderpreis erhielt Robel Mengisteab.

Quelle: BNN 04.02.2023
Foto: Katrin König-Derki